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Seminar "Rettung aus LKW" am Samstag, den 12. Juli 2003

Nachdem im Sommer 2002 ein Seminar "Patientengerechte Rettung aus PKW" durchgeführt wurde, hat der Leiter der Feuerwehr Gernsbach im Jahr 2003 ein Anschluss - Seminar "Rettung aus LKW" einberufen. Das Seminar fand am 12. Juli 2003 in der Zeit von 8:00 Uhr bis 12:30 Uhr in der Feuerwache in Gernsbach statt. Zielgruppe war die Abteilung Gernsbach, die Führungskräfte der Abteilungen Hilpertsau, Lautenbach, Obertsrot, Reichental und Staufenberg, der Rettungsdienst des DRK Kreisverbandes Rastatt und die Notärzte.

Pünktlich um 8:00 Uhr konnte der Leiter der Feuerwehr, Rüdiger Zimmermann die Teilnehmer begrüßen. In der 1. Unterrichtseinheit vermittelte Rüdiger Zimmermann den Teilnehmern die allgemeine Feuerwehrtaktik, spezielle Befreiungsstrategien im technischen Hilfeleistungseinsatz und die Vorgehensweise der medizinische Erstversorgung. Um diese Informationen zu vertiefen wurde ein Videofilm über Rettungsstrategien bei LKW - Unfällen der Berufsfeuerwehr Ludwigshafen gezeigt. Im Anschluss an den Film referierte Abteilungskommandant Theo Weiler (Abt. Hilpertsau) über neue Fahrzeugtechniken bei LKW´s. Theo Weiler führte die Lehrgangsteilnehmer dann auch über die restlichen Unterrichtseinheiten, da er sich spezielle Kenntnisse über dieses Thema durch die Teilnahme an zwei Lehrgängen bei der Berufsfeuerwehr Ludwigshafen erworben hat und selbst im Versuch der Fa. Daimler Chrysler AG in Gaggenau beschäftigt ist.

An dieser Stelle geht ein herzliches Dankeschön an Theo Weiler, der die LKW - Fahrerkabine, welche bei diesem Seminar zerschnitten wurde, über die Fa. Daimler Chrysler AG beschafft hat. Ein weiteres Dankeschön geht an die Fa. Daimler Chrysler AG, die dankenswerterweise die LKW - Fahrerkabine unentgeltlich zur Verfügung gestellt hat.

Nach gut einer Stunde Theorie, und bevor es an die praktische Ausbildung ging, stärkten sich die Seminar - Teilnehmer an einen bayerischen Frühstück mit Weißwurst und Brezeln, das von der Kantinenmannschaft der Feuerwehr Gernsbach zubereitet wurde. Auf das obligatorische "Weizen" zur Weißwurst wurde allerdings verzichtet.

Nach dieser Stärkung wurden die Teilnehmer in zwei Gruppen aufgeteilt. Eine Gruppe wurde von Theo Weiler an zwei LKW´s, die er von der Versuchsabteilung der Fa. Daimler Chrysler AG mitgebracht hat, in die Technik eingewiesen. Vor allem wurde die Strom- und Luftversorgung der Fahrzeuge angesprochen. Notabschaltung der Stromversorgung und des Fahrzeugmotors sowie die pneumatische Sitzverstellung standen im Mittelpunkt dieser Einweisung.

Die zweite Gruppe ging anhand von Bildern die einzelnen Schritte bei der Rettung von Verletzten aus LKW´s durch. Fritz Beck von der Abteilung Gernsbach, der ebenfalls einen Lehrgang bei der BF Ludwigshafen absolviert hat, begleitete die Seminar - Teilnehmer durch diese Unterrichtseinheit.

Nach ca. einer halben Stunde wechselten die Gruppen durch, damit alle Teilnehmer den selben Wissenstand vermittelt bekamen.

Gegen 10:45 Uhr begaben sich die Seminar - Teilnehmer in den hinteren Übungshof der Feuerwache, wo bereits das Übungsobjekt wartete. Auf einem Gerüst wurde am Freitag eine Original LKW - Fahrerkabine aufgebaut. Durch den Gerüstunterbau entsprach die Rettungshöhe fast den realen Verhältnissen. Die Fahrer - Kabine war ca. 15 cm höher als bei den gängigen Modellen.

Die nun folgende Übung wurde von den Seminar - Teilnehmer selbst durchgeführt. Zum Einsatz kamen der VRW (1/2), der RW 2 (1/2), das TLF 16/40-2 (1/5) der Abteilung Gernsbach, ein Ersatz -RTW (2RA) und das diensthabende NEF (1RA/1NA) des DRK - Kreisverbandes Rastatt / Rettungswache Gernsbach. Als "Verletzter" stellte sich ein Seminar - Teilnehmer der Abteilung Gernsbach zur Verfügung.

Übungsablauf:
Als Übungsannahme wurde folgende Situation vorgegeben: Beim Eintreffen der Feuerwehr wurde ein LKW vorgefunden, der durch einen Zusammenstoß mit einem LKW im Frontbereich stark deformiert war. Die Beifahrerseite war durch einen weiteren LKW nicht zugänglich. Die Windschutzscheibe war schon herausgefallen, der LKW - Fahrer war im Beinbereich eingeklemmt und ansprechbar.

Da bei solchen Unfallmechanismen die Fahrerkabine meist aus ihren Verankerungen gerissen ist, sind umfangreiche Sicherungsmaßnahmen notwendig. Die ersten Einsatzkräfte räumten (nach Absprache mit der Polizei) die größten Trümmer beiseite um den Rettungsbereich unfallsicher herzustellen. Parallel zu diesen Maßnahmen wurde der Brandschutz mittels Schnellangriffseinrichtung des TLF und einem Mittelschaumrohr (M4/75) sichergestellt. Eine transportable Rettungsbühne der Feuerwehr Gernsbach wurde neben der Fahrertür aufgebaut. Zur Betreuung der verletzten Person wurden zwei Steckleiterteile an die Frontöffnung des LKW angestellt. Die Mitarbeiter des Rettungsdienstes betreuten und versorgten den Verletzten von den Steckleiterteilen aus. Auf ein Einsteigen in die Fahrerkabine wurde in der Erstphase verzichtet, bis die Kabine gegen Absturz gesichert war. Die Absturzsicherung erfolgte durch Unterbauen der Fahrerkabine mit Holz und Verzurren mit Spannbändern der Kabine an den imaginären Fahrgestellrahmen.

Nach dem Sichern der Fahrerkabine stiegen der Notarzt und ein Rettungsassistent in die Fahrerkabine um die notwendigen medizinischen Maßnahmen durchzuführen. Laut einer Studie sind bei solchen Unfallmechanismen Traumen der Extermitäten und des Brust- und Bauchraumes typisch. Selten sind Verletzungen der Wirbelsäule zu verzeichnen. Bei der Übung wurden Frakturen der Beine und ein stumpfes Bauchtrauma angenommen. Notarzt und Rettungsassistent legten einen intravenösen Zugang (angedeutet) an der linken Hand und infundierten den Verletzten mit Kochsalzlösung. Kreislauf und Herztätigkeit wurden mit dem EKG - Schreiber des NEF überwacht. Zur Unterstützung der Atmung wurde Sauerstoff über eine Maskenbrille verabreicht. Um den Patienten zu sedieren wurde intravenös ein Ketanest/Dormikum - Präparat verabreicht (fiktiv). Nachteil dieser Methode ist, dass der Verletzte die Geräuschentwicklung bei den Rettungsarbeiten vermehrt wahrnimmt. Um diese Wahrnehmung zu dämpfen wurde dem Verletzten ein Forst - Arbeiter - Schutzhelm, welcher auf den Fahrzeugen der Feuerwehr mitgeführt wird, aufgesetzt. Die Forsthelme verfügen über Gehörschutzkapseln, die den Verletzten gegenüber der erhöhten Geräuschentwicklung abschirmt.

Während der medizinischen Versorgung wurde die Fahrertür, die ein Gewicht von ca. 80 - 100 kg hat, mittels einer Feuerwehrleine angebunden um sie bei den folgenden Befreiungsarbeiten gegen Absturz zu sichern. Die hydraulischen Rettungsgeräte wurden bereitgestellt. Nachdem der Notarzt die medizinische Versorgung abgeschlossen und den Verletzten stabilisiert hat, wurde mit dem Abbau der Fahrertür begonnen.

Als die Fahrertür abgebaut war, wurde mit dem Spreizer der Schweller im Bereich des LKW - Fahrers zusammengedrückt um die notwendigen Entlastungsschnitte anbringen zu können. Entlastungsschnitte wurden V -förmig im Schweller und der Mittelverstrebung des Motorraumes angebracht. Die A - Säule wurde ca. 10 cm unter dem Kabinendach durchtrennt.

Um den Vorbau der Kabine "vorzudrücken" wurde ein Rettungszylinder in Sitzhöhe des Verletzten zwischen A - und B - Säule eingebracht. Im Bereich des Türschlosses ist die B - Säule verstärkt und es ist darauf zu achten, dass an dieser Stelle der Rettungszylinder angesetzt wird. Der Vorbau wurde ca. 20 cm nach vorne gedrückt. Ein weiterer Rettungszylinder wurde im Bereich der Lenksäule zwischen Scheibenrahmen und Kabinendach eingebracht um das Kabinendach anzuheben. Ein Entfernen des Rettungszylinders zwischen A- und B- Säule ist nicht zu empfehlen.

Durch diese Maßnamen war der Verletzte im Bereich der Beine frei und könnte über das Rettungsbrett, welches die Feuerwehr Gernsbach mitführt, aus der Fahrerkabine gehoben werden.

Nach der Übung fanden sich die Seminar - Teilnehmer wieder im Lehrsaal zu einer Abschluss - Besprechung ein. Fazit des Tages war unisono, dass eine Rettung aus LKW wohl nicht sehr kompliziert ist, aber sehr zeitaufwändig. Die speziellen Problem der LKW - Technik sollten immer wieder angesprochen und geschult werden. Übungen dieser Art sind sehr geeignet um das Zusammenspiel zwischen Rettungsdienst und Feuerwehr zu trainieren und sollten öfter durchgeführt werden. Das seit 2002 vom Leiter der Feuerwehr Gernsbach eingeführte jährliche Seminarangebot soll weitergeführt werden. Für das Jahr 2004 wurde ein Seminar im Bereich der Unfallrettung bei Stadtbahnen ins Auge gefasst.

Verfasser: Rüdiger Zimmermann (Leiter der Feuerwehr)


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